Lehmann und Wenzel, Stefanie Oberhoff und Henry Sargeant backen sich im Westflügel Leipzig einen großen Quatschabend zusammen.
erschienen am 24.11.2023 von Tobias Prüwer bei
Lehmann und Wenzel, Stefanie Oberhoff und Henry Sargeant backen sich im Westflügel Leipzig einen großen Quatschabend zusammen.
Buchstäblich rühren hier das Duo Lehmann und Wenzel, in Leipzig altbekannt und zur Westflügel-Stammmannschaft zählend, gemeinsam mit Stefanie Oberhoff und Henry Sargeant etwas zusammen. Sie bereiten auf der Bühne allmählich Teig zu, rollen ihn aus, backen ihn und kleben schlussendlich ein Lebkuchenhaus zusammen. Das geschieht nicht geradlinig, sondern mit allerlei Abschweifungen. Denn das Bühnengeschehen verstehen sie als „Traumabäckerei“, in der irgendwas mit Märchen, Grimms Krams und Hirngespinsten charmant vermanscht wird.
Die Bühne bildet ein großer Tisch im sonst leeren Raum. Hier treten die backenden Personen, zwei ältere Damen und ein unbestimmbares Wesen auf. Letzteres ist eine Mischung aus Minitroll, Pepe-Frosch und kleinem Jungen. Alle sind Stabfiguren und haben ihren eigenen Willen. Die eine erklärt etwa, dass manche Figuren ihre Spieler ermächtigen, ihnen Kreativität verleihen. „Ich bin anders, ich sauge den Spieler aus“, sagt sie, während sie sich die Fingernägel rot lackiert. Sie kommentiert immer mal wieder das Spiel und den Spielerkörper: Das oft selbstreferenzielle Element im Figurentheater wird hier voll ausgespielt. Das geschieht auch mit dem seltsamen Wesen, dem Stefan Wenzel seine Hände verleiht, damit es Teig kneten kann.
Überhaupt ist es faszinierend genug anzuschauen, wie die Spielenden es schaffen, mittels Puppen wirklich live vor aller Augen zu backen. Warum der Teig zu einem „Loveletter to the Nacktschnecke“-Lied ruhen muss und das Publikum Schleimgeräusche machen soll, bleibt rätselhaft. Vielleicht lediglich, damit Henry Sargeant als Schnecke durch den Raum robben kann – mit einem Nudelholz als angedeutete Fühler.
Viele solcher Ideen unterbrechen das eigentliche Backgeschehen. Tiefere Bedeutung haben sie nicht, bereiten aber als alberner Song oder Geschichte vom Verbrennen einer zu deutschen Puppe skurrilen Spaß. Oder das Watscheln mit orangen Schwimmflossen, denn im Wort „Entertainment“ steckt ja die Ente drin. Leider leidet die Akustik. Sargeant gibt über Kabel eine Stimme im Radio. Weil das Gerät ungenau eingestellt ist und er auch noch selbst mit im Raum ist (Rückkopplung), gehen viele Worte – und damit der Sinn – verloren. Das nimmt dem Chaos Dynamik.
Denn natürlich funktioniert dieser Schabernack, dessen Entwicklung den Spielenden sichtbar große Freude bereitet haben muss, nur durch die Taktzahl witziger Einfälle. „Wie lang kann man das Publikum in einen Staring-Contest verwickeln?“ „Probieren wir es aus!“ „Wie oft kann man Brot im Toaster rösten und wann brennt das?“ „Lass es uns ausprobieren!“ So kann man sich den mutmaßlichen Probenprozess vorstellen. Das gelingt recht kurzweilig, am Ende gibt es sogar noch eine kleine Lebkuchen-Version von „Hänsel und Gretel“ zu gucken. Was das Ganze soll, fragt man lieber nicht. Und fragt auch niemand im amüsierten Premierenpublikum. Die Vier machen den Quatsch, weil sie es können – nicht mehr, nicht weniger.
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